Aufarbeitung der Geschichte und finanzielle Wiedergutmachung

31.03.2014

Ein überparteiliches Komitee, dem auch Ständerat Joachim Eder angehört, hat heute in Bern die Wiedergutmachungsinitiative für Verdingkinder und Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen lanciert. Begleitet wurde das Ganze von einem eindrücklichen Aufmarsch Betroffener auf dem Bundesplatz.

 

 

Zwei Zuger inmitten von Betroffenen auf dem Berner Bundesplatz: Initiant Guido Fluri (Mitte) und Ständerat Joachim Eder (hinten links). Bild Keystone

 

In der Schweiz leben Zehntausende Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen. Aufgrund dieses dunklen Kapitels der Schweizer Geschichte haben Verdingkinder und Heimkinder schwerstes Unrecht, Misshandlungen und Missbrauch erlitten. Bis 1981 wurden Tausende von Personen ohne Gerichtsbeschluss administrativ versorgt. Frauen wurden unter Zwang sterilisiert oder zur Abtreibung gezwungen. Kinder wurden gegen den Willen ihrer Mütter zur Adoption freigegeben oder in Waisenhäusern und Kinderheimen platziert.

 

Nach der Entschuldigung braucht es eine Wiedergutmachung

 

Der Bundesrat hat sich bei den Betroffenen für das erlittene Leid entschuldigt und das Parlament hat die administrativ Versorgten per Gesetz rehabilitiert. Doch eine finanzielle Wiedergutmachung für das erlittene Leid haben die allermeisten der betroffenen und schwer traumatisierten Opfer bis heute nicht erhalten. So ist im Jahr 2004 ein Vorstoss zur Entschädigung von zwangssterilisierten Personen in den eidgenössischen Räten gescheitert. Die vom Parlament in der Frühjahrssession 2014 beschlossene Rehabilitierung der administrativ Versorgten sieht ebenfalls keine finanziellen Leistungen vor.

 

Ständerat Joachim Eder sagte heute vor den Medien: "Unsere Wiedergutmachungsinitiative – davon bin ich überzeugt - hat für die Schweiz eine überparteiliche, eine gesellschaftspolitische Bedeutung. Es ist nicht nur ein Engagement für die Opfer, sondern auch für unser Land selbst, das sich seiner eigenen Vergangenheit ohne Druck von aussen stellt und dadurch eigenhändig und gestärkt an seiner Geschichte weiter schreibt, und zwar auf eine positive Weise."

 

Gerade aus liberaler Sicht unterstützungswürdig

 

Eder weiter: "Die Wiedergutmachungsinitiative nimmt die liberalen Werte wie die Freiheit, die Unversehrtheit, die Selbstbestimmung und die Würde seiner Bürgerinnen und Bürger ernst. Sie lässt – mindestens im Nachhinein – nicht zu, dass eigene Landsleute in ihren elementaren Grundrechten systematisch verletzt und missbraucht werden. Wir können das Rad der Geschichte zwar nicht zurückdrehen, aber wir können eine Veränderung herbeiführen! Diese Möglichkeit und Chance, diese Aufarbeitung der Geschichte, muss uns als liberale Gesellschaft viel wert sein!"

 

Lesen Sie hier die Ausführungen von Ständerat Joachim Eder, der die Wiedergutmachungsinitiative aus liberaler Sicht beleuchtete.

 

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